Ich sitze gerade im Zug Richtung Erfurt. Und weil man auf so langen Zugfahrten nicht so viel zu tun hat, lohnt es sich Zeit zu nehmen, um irgendwas zu tun. Oder auch nichts tun, das kann ja auch manchmal ganz erfrischend sein.
Ich lese gerade an der Biografie von Haruki Murakami. Ehrlich gesagt, habe ich von ihm kein einziges Buch gelesen und hab auch sonst eigentlich nur von ihm gehört. Ich hatte auch ChatGPT mal zu ihm befragt, aber irgendwie sind Romane so schwer für mich. Nicht, weil es anstrengend oder so wäre, aber mittlerweile habe ich an jedem Text irgendwas auszusetzen und bin einfach zu blöd dafür, mich einfach zurück zu lehnen und es einfach zu lesen. Wir leben schließlich in einer Zeit, da ist so etwas selten. Also ich meine, für einige Stunden nur eine Tätigkeit auszuführen und zu dem auch noch eine relativ reizarme.
Eigentlich sind Geschichten ja nichts anderes als irgendwelche Hüllen, die beim Lesen erst …
Ich beginne wieder einen Absatz, um etwas klarzustellen. Und ich glaube, das scheint wirklich ein Problem zu sein. Ich komme nicht auf den Punkt, weil ich immer wieder das Gefühl habe, nicht die richtigen Worte zu finden (im Kopf summt jetzt kurz Tim Bendzko mit seinem One-Hit-Wonder). Und vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es keine „richtigen“ Worte gibt, sondern Menschen drücken sich aus und bei manchen klingt es halt eloquenter. Aber eloquent heißt halt nicht, so Möchtegernmäßig sich immer übel korrekt auszudrücken, sondern halt, dass man so ein „gewisses Etwas“ hat.
Und Murakami gab als einen Ratschlag, dass man einfach anfangen solle zu schreiben. Und ich kann mich auch recht entsinnen, dass ich diesen Ratschlag schon mehrmals gehört hatte. Denn schließlich lernt man das Schreiben nur, wenn man es selbst praktiziert. Und das tue ich in letzter Zeit eher wenig.
Wenn ich in letzter Zeit geschrieben hatte, dann waren das Briefe, die ich nicht abgeschickt hatte (das betrifft meine Ex-Freundin). Und die liegen zu Hause irgendwo rum und wenn ich das nächste Mal den Brief lesen werde, werde ich vermutlich denken, was ich für ein dummer Trottel bin. Bei Briefen ist es nämlich immer so, dass ich die nur schreibe, wenn mich etwas besonders bewegt. Und eigentlich bewegen mich Dinge immer nur, wenn ich in so einem trotteligen Zustand bin (denn wenn man mal kein Trottel ist und ganz nüchtern auf die Welt schaut, dann kann man machen was man will und das sollte ja nicht sein, sich in einem Brief über Dinge das Gehirn zu zermartern, die man nicht ändern kann und die einen auch nicht auf gute Gedanken bringen).
Ich habe vor kurzem wieder eine Idee für eine Kurzgeschichte bzw. sogar potentiell einen Roman ausgebrütet. Im Zug ist es echt anstrengend die zu schreiben, weil jetzt um die Weihnachtszeit besonders nervige Leute unterwegs sind (Glühwein, Familien, weinende Kinder, man kennt’s). Aber man kann ja wenigstens einen Absatz schreiben. Und ich mache mir einfach ewig Gedanken, wie man das erste Setting machen kann. Also wo sollte die Geschichte beginnen, um später zu enden? Und dieses Wo ist so einen grobe Vorstellung, aber diese dann in schriftliches Material zu verwandeln, fühlt sich für mich manchmal so an, als würde dadurch der gesamte frische Charme verloren gehen.
Wenn ein denkenswerter Gedanke in meinem Kopf springt, dann bin ich Feuer und Flamme mich auf meinen kleinen Vogel da oben zu stürzen. Ich laufe hin und her durch die Wohnung ohne irgendein Ziel, aber jeder Schritt den ich laufe fühlt sich an, als würde ich immer mehr einer Entdeckung näher kommen. Man schwafelt einfach lieber über alles, was möglich ist, und schreiben tut man nichts. Also Prokrastination.
Aber es ist so eine eigenartige Prokrastination. Wenn ich musiziere, dann passiert das immer wieder abwechselnd. Also ich laufe dann sinnlos von einem Raum in den anderen und zurück. Und das zehn Mal und dann spiele ich irgendeine Idee, die in meinem Kopf ist auf dem Klavier und freue mich über das Ergebnis. Aber das wäre sehr unpraktisch, wenn man das für eine Geschichte machen muss, die halt nicht nur Improvisation ist (vermutlich kann ich deswegen auch nur freestylen und kaum richtige Musik zustande bringen). Aber wenn ich nicht sinnlos rumlaufe, werde ich nicht kreativ. Arrrrrgh.
Der Zug kommt jeden Moment an. Ich hatte 20 Minuten vor der Ankunft und habe sie jetzt so genutzt. Es sind keine 10 Seiten täglich (wie Murakami) vorschlägt, aber ich bin ja auch paar Jahrzehnte jünger. Je älter man wird, desto mehr muss man machen, damit man den Eindruck vermittelt, dass man was geschafft hat. Daher belasse ich es jetzt. Neue Texte müssen noch folgen, ciao.
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