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[2020-10-09] : da ich ja jetzt einiges nachholen muss an geschreibsel, kommt dit jetzt alles hoffentlich alles die nächsten wochen. das witzige ist ja, wenn man mal mehrere monate lang nichts geschrieben hat, dann ist das doch die perfekte pause, um dann in der vergangenheit zu kramen. es kann ja sein, dass man dann doch das eine oder andere erzählt und es wäre doch langweilig, wenn man schon alles weiß. wobei das auch ganz schön armselig ist, wenn man keinen kontakt knüpft, nur damit man sich etwas neues erzählen kann..?

die letzten zwei tage jedenfalls waren recht unspektakulär, wenn man schlafen, träumen und essen als spannend empfinden kann. selbst das zocken nebenbei ist ja eher zerstreuung als wirkliche unterhaltung (aber vielleicht bemesse ich meinen niederen trieben auch ein zu wenig aufmerksamkeit). ich finde es auch nebenbei ganz witzig, dass ich auf dieser website den hang dazu habe, theatralischer zu schreiben, als ich wirklich sprechen würde. die eigenheit eines vermurksten geistes.

also. ich war doch gestern und heute in der mensa und mir sind gestern P. und H. in der mensa begegnet. das sind ja beides personen, in die sich noch mein von hollywood-geblendetes ich mal verknallt hatte. ich hatte sogar P. vor paar wochen zwei mal gesehen. das erste mal zum musik machen und das zweite mal haben wir einen tee getrunken. sie war den ganzen sommer über gar nicht in magdeburg, sondern mit H. und paar freunden aus bawü zelten/reisen, ich glaube irgendwo in frankreich. und mehr ist mir von ihrer erzählung auch gar nicht hängengeblieben, entweder weil ich so ein schlechter zuhörer bin, oder vielleicht liegt es daran, dass sie keine spannende geschichte erzählt haben, die mich interessierte. so gesehen bin ich vielleicht ein zelt-banause.

ich hatte mir während des sommers paar neue instrumente gekauft: zum einen eine kleine e-gitarre, einen shortscale-bass (weil mein richtiger bass zwischendurch mal kaputt war, ist aber wieder repariert) und eine bratsche (und ich übe tatsächlich, gestern wieder eine dreiviertelstunde). dieses vernarrtsein in instrumente ist eine eigenartige habsucht (so würde das nietzsche so oder so ähnlich sagen). und P. hatte ihren eigenen bass in ihrer heimat vergessen, also hab ich ihr meinen geliehen und auch die kleine focusrite von J. (dem künstlerdude) mitgebracht, weil P. sich vorgenommen hat musik aufzunehmen. ich bin ehrlich gesagt ein kleiner hochstapler, habe ich manchmal das gefühl. zum einen rate ich jedem, einfach damit anzufangen, zum anderen habe ich aber auch das gefühl, wenn die person nicht die richtige attitüde mitbringt, soll sie es eher lassen. rein intellektuell nachgedacht, ergibt das überhaupt keinen sinn, dass man dinge erst machen soll, wenn man sich bewusst ist, dass man es machen will. aber vielleicht ist das auch einfach die erfahrung, dass dinge viel mehr spaß machen und auch einfach mehr effort und muße da ist, wenn man sich wirklich bewusst einer sache widmet, und ich glaube P. widmet sich der sache nicht wirklich bewusst.

ich weiß aber manchmal auch nicht, was ich damit sagen will. ich hab P. eine woche später dann beim tee trinken getroffen. wir haben uns ein wenig über neurowissenschaften unterhalten, weil sie noch eine klausur schreiben musste. ich habe sehr wenig geredet und sie hat sich beschwert, dass ich ja so wenig sage. aber was soll ich denn sagen, wenn ich nichts zu sagen habe. vor allem nicht ihr gegenüber. ich habe im märz irgendwann mal diese dummheit begangen, eine geschichte über meine komödie mit H., ihrer besten freundin hier in md, zu schreiben. warum ich ihr das geschickt habe (sie hatte mich gefragt) weiß ich nicht mehr. vielleicht war das noch dieses leichte verliebt sein, davon hatte ich mich auch erst im märz endgültig verabschiedet. aber nein, ich verabscheue ihre art, sich einfach rauszuhalten und nichts zu sagen. das ist natürlich meine eigene dummheit und ignoranz. nur weil ich etwas von mir preisgebe, zwingt das keine person, etwas von ihr preiszugeben. und ich weiß, dass alles, was ich über mich geschrieben habe (in meinen augen) unglaublich hässlich ist, und ich glaube, sie sieht das wahrscheinlich nicht mal so. aber ist es nicht genau diese hässlichkeit, die die menschen vereint. ich gebe zu, dass ich immer noch von der einsamkeitsthese überzeugt bin; doch folge man der annahme, dass man sich vielleicht doch verstehen könnte, dann ist es sicherlich der moment, wenn man gebrochen ist. im märz und april war ich definitiv gebrochen und wenn sie diesen steg (so wie nietzsche schreibt) nicht nutzt, dann bricht die brücke ein, die dann zu dem verhängnis führt, dass sie sich beschwert, ich rede zu wenig. ich habe dann zum abschluss gesagt, was ich denke. und zwar kam mir der gedanke schon vorher mal auf, dass ich ihr gegenüber ein ziemlich großes mitleid empfinde. ein humanistisches mitleid, weil sie eine großartige person ist, die ihre großartigkeit unter allen umständen versucht zu unterdrücken.

die ganzen nietzsche-verweise rühren natürlich daher, dass ich gerade die fröhliche wissenschaft lese. und bezüglich P. ist vielleicht rückblickend das wirkliche mitleid auf mich selbst gerichtet. so wie ich nietzsche verstehe, bedeutet macht nichts anderes als im gedächtnis des anderen zu bleiben und emotionen, ob gut oder schlecht is irrelevant, auszulösen. und die tatsache, dass ich mir darüber gedanken mache, ob ich sie unterbewusst bemitleide, ist das tatsächlich bemitleidenswerte. warum mache ich mir gedanken um das leben von personen, für das ich nicht zuständig bin, und die mich nicht darum beten. und in diesem nietzschen sinne, bin ich immer noch schwach und bemitleidenswert. und das ist wohl eine außergewöhnliche ausnahme, denn ich gehe auch ständig davon aus, dass sich andere für mein leben so interessieren, wie ich mich für das ihrige interessiere. aber das ist wohl eine absolute dummheit, der ich kaum entrinnen kann. ja wirklich. und trotz ich mich täglich dagegen wehre, nietzsche in irgendeiner weise recht zu geben, habe ich den qualitativen sprung von kierkegaard noch nicht getan.

mir fällt da auch einfach ein, was die wunderbare wirkung von betäubnis ist. oh ja, da lacht man nur über sich selbst. da ist man endlich die person, die man eigentlich ständig sein sollte (auch wenn diese person in der gesellschaft nicht akzeptiert wird), nämlich die person, die freudig ist und die absurdität als komödie begreift ohne die tragik zu überdenken.