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[2020-10-13] : jetzt sitze ich hier um 03:45 uhr auf dem balkon und rauche wieder zigarette. das ist ein einfaches jammerspiel. mein plan für den tag war, meine zeit mit der uni-vorbereitung zu verbringen, da jetzt die veranstaltungen für das wintersemester raus sind und vielleicht irgendetwas sinnvolles für eines meiner hochgesteckten ziele zu tun. aber nein, ich hab irgendwas gedruckt für eine veranstaltung heute, die wir von der juso-hsg machen (feminismus und so) und bin dann nach hause und hab kopfschmerzen bekommen.

so lag ich dann zwei stunden da und vertrieb mir die zeit mit youtube und zerstreuung. bis ich schließlich doch zu einem treffen gegangen bin, wo wir dinge für einen garten besprochen haben, den wir bald pachten werden. an dem abend habe ich doch wieder meine marxistische ader gelernt und auch wieder eine art revival der nietzschen umwertung aller werte erfahren, die in meinem leben wohl wie eine konjunktur zwischen moralist und kulturpessimist schwankt.

1. bei dem treffen angelangt, haben wir zu acht angefangen darüber zu sprechen, wie die organisation des gartens laufen soll. genauer, ich habe darüber gesprochen und mir den kopf zermartert, während die anderen zunächst nur tagträumen und warten bis irgendjemand was dummes sagt, um es dann auszuschlachten wie ein neues tier, welches in eine fabrik eingefahren wird. ja, meine erwartungen an einen garten sind jene: ich gehe einmal die woche hin, verbring einige stunden allein bei gartenarbeit und musik hören, und wenn noch zeit bleibt, lese ich oder mache musik (wenn ich ein instrument dabei hab) oder male. zu hause vermeide ich aufgrund des ständigen köders der zerstreuung jede produktivität, zumindest, wenn ich nicht müde bin. ich stelle mir den garten tatsächlich eher wie eine art tempel vor, meine persönliche kirche, gefüllt mit leben (in form von pflanzen), ruhe und abgeschiedenheit. vielleicht kann man in einer solchen umgebung sich seiner einsamkeit hingeben, vielleicht ist da ein funken privatsphäre möglich, ohne dass ständig das gefühl da ist, dass ein räuber die einsamkeit raubt.
zumindest wenn man die anderen dann reden hört, dann sprechen sie ständig davon, dass man es entspannt angeht, dass dieser und jener das tut, was sinnvoll ist, und dass sich alles im laufe ergibt. es scheint mir, dass überhaupt erst zur tat geschritten wird, wenn wirklich ein problem ansteht. ja, meine vorstellungen werden abgestempelt als problem-schaffend. aber das sagen vermutlich viele leute, die keine vorstellung von freiheit haben.
was jetzt so kryptisch klingt, hat sich im verlaufe des rauchens als ein klassenunterschied entpuppt. anders kann ich es mir nicht erklären und kann es auch nicht formulieren. der garten ist tatsächlich nicht teuer. im jahr maximal 300€ und da wir ohnehin schon 10 leute sind, bezahlt keine person mehr als 3€ im monat. ohja, das klingt ja fast so, als ob der garten geschenkt ist, hingeworfen als ob er nichts wert ist. und meine person hat noch nie einen garten besessen. ich gebe zu, ich habe keine vorstellung davon, von einem garten. jedenfalls nicht so eine alltägliche, wie sie der alman pflegt. wie soll man es den leuten verübeln, mehr als die hälfte von ihnen ist in einer familie aufgewachsen mit großem haus und garten aufgewachsen. sie wissen, was es bedeutet einen garten zu haben, den man schon immer hatte. sie genießen ein privileg, welches die geburtslotterie für sie ausgesucht hat. und den ganzen abend zermarterte ich mir den kopf, wie man so pragmatisch an eine sache rangeht. pragmatik ist luxus in der gesellschaft. die pragmatik versklavt die freiheit und läuft hier und da hin, und verwirft alle werte. sie sieht in gar nichts einen wert, denn wenn der garten ein gescheitertes gemeinschaftsprojekt ist, dann wird der nächste garten gesucht, die nächste gemeinschaft auserkoren oder wenn man gar kein garten-typ ist, dann als lernprozess dargestellt, der einen schon irgendwie weitergebracht habe. und selbst wenn sie mir immer widersprechen, so höre ich nichts anderes als arroganz heraus. es ist einfach arrogant gegenüber denjenigen zu sein, die einer sache hohen wert beimessen. wie haben die westdeutschen gelacht, als die ossis stolz waren, nach 10 jahren einen veralteten trabi endlich bekommen zu haben. mir widerstrebt immer wieder nietzsches moral, aber den willen zur macht haben sie und erkoren es als ihr gesetz.

2. es scheint auch eine gewisse regelmäßigkeit in nietzsches zerstörung zu haben. wie lautet der spruch? um neues zu schaffen, muss man das alte zerstören? ich weiß es nicht mehr genau, aber mir scheint wieder, dass meine persönliche attitüde in einem immerwährenden prozess zwischen leben und sterben schwankt. das leben hat höhen und tiefen sagen sie, doch in wahrheit gibt es nur schwankungen zwischen den lebensmomenten, an denen man unterscheiden kann zwischen höhen und tiefen und denen, die schon wieder alle urteile diesbezüglich begraben. wie schwach war ich wieder im juli und habe aus einer dokumentation (pop und utopia - träumen von gerechtigkeit auf arte) so viel kraft geschöpft, dass sie mich drei monate lang wieder auf irgendeiner humanitären moral zum täglichen ansporn getrieben hat. und nach wiedermaligen dies und das tun, zerstört man sich wieder die errungene kraft selbst, in dem man seine werte wieder umwertet und missachtet, verschandelt und ausspuckt.
welches nächste große projekt wird auf mich zukommen? was ist der nächste stein, der dem sisyphos zugeschoben wird? zuerst war es die liebe, dann die illusion gegen die vereinsamung und nun bleibt nicht mal die gerechtigkeit. und jeder stein, den man im leben hinaufrollt fällt wieder herunter, und jedes mal ein dutzend mal schneller als vorher.

um noch mal kurz die banalitäten meines alltags die letzten tage aufzurollen noch ein kurzer eintrag: am freitag ging es nach erfurt, ich habe Nikita, Max und die anderen wiedergesehen. ich vermute, die persönlichen differenzen gehen immer weiter auseinander, aber solange sie keiner sieht, ist das auch egal. bei alkohol und rauch ist ohnehin nichts sinnvolles zu erwarten, auch wenn wir nur gegammelt haben. und jeder dieser personen schlägt sich mit alltäglichen problemen umher, zwei mit ihrer freundin und die zwei anderen mit fehlender party. wie schön die welt doch ist. ich fühl mich dort richtig wohl (unironisch).

am samstag war ich dann mit Marie im café. und siehe da, sie hat zum glück schnell auf den tisch gebracht, dass wir, bevor wir zu Sophies geburtstag machen, ihren freund noch abholen müssen. ja, vielleicht hab ich doch noch die hoffnung auf meiner seite gehabt, doch sie enttäuscht mich in allen maßen: zum einen treibt sie auch wie die oberen die freiheit wie eine sklavin vor sich her (und dies beziehe ich einfach auf ihren lebensstil, der immer farbenfroher zutage trat) und auch ihr freund, ist ein großer charmeur. und nietzsche steht mir hier immerhin bei, dass ich selbst kein schlechter mensch bin. ich habe, jedenfalls teilt mir das mein instinkt mit, eine großartige gabe darin, menschen eifersüchtig zu machen. und selbst, wenn ich menschen nicht glücklich stimmen kann (was mir eigentlich noch viel lieber ist), kann ich sie immerhin verunsichern und erschrecken. ja, irgendwer muss das schlechte in den menschen wecken, um es zu verbrennen. ich habe z.b. gitarre gespielt, irgendwelche alltagspsychologischen floskeln gegeben, die man bei einem bier immer geben kann und bescheidenheit ist keine große stärke bei mir (wahrscheinlich fällt das den meisten menschen gar nicht auf). yin kalle ist ein großartiger mentor im flexen. (ich könnte noch ein paar andere gespräche erwähnen, aber die waren größtenteils, auch wenn sie sehr nett und zugänglich waren, eher belanglos, das sind wohl menschen, denen ich im leben nie wieder begegnen werde, und selbst wenn, würde es keinen großen einfluss auf mein denken geben)

nun wie dem auch sei, am sonntag traf ich Ele bei Romeo und bin auch alsbald zurück nach magdeburg, und habe dort Johannes besucht. es war wieder großes gammeln angesagt, und ich bin der lustigen auffassung, dass Johannes und Henrike ein gutes paar abgeben würden. ohne es weder positiv noch negativ zu bewerten, sehe ich in beiden zwei menschen, die nichts großes im sinn haben. pragmatiker, die nichts allzu ernst nehmen, außer persönliche angriffe auf ihren lebensstil. ich glaube, sie ahnen wenig vom zugrunde gehen. und selbst wenn, es wäre nicht pragmatisch.