[2020-10-07] : fuck. es sind jetzt schon 7 monate her seit dem letzten post. ich weiß auch überhaupt nicht mehr, worüber ich geschrieben hab. ich konnte nichts schreiben wegen corona (aber das ist auch nur eine blöde ausrede, weil mir vor paar monaten schon mal wer gesagt hat, dass man einen vpn einrichten kann). wo soll ich anfangen... ich glaube im april war eine wichtige erkenntnis: dass freude den freudigen dingen vorausgeht und nicht andersrum. die wahre freude ist die grundlose freude. ohja. ich hab dann so einen zettel geschrieben und mir in meinem zimmer aufgehangen. liebe, kontakt und konsum bringen keine freude, aus der freude heraus können wir lieben, in kontakt treten und uns auf die wichtigen dinge konzentrieren. oder so. was war denn noch? es ist grad 01:27 uhr, ich bin krank und sollte schlafen lol und schreib jetzt hier einen blog weiter, den sowieso keiner liest. aber das ist eigentlich gar nicht so schlecht. es ist sehr eigenartig, wenn man auf instagram etwas teilt. früher hatte man ja auch noch so eigene blogs und seit es diese newsfeeds gibt, sucht man nicht mehr aktiv nach leuten und was sie teilen, sondern der newsfeed bringt einem einfach die informationen. vielleicht ist es ein wahres zeichen von freundschaft oder wenigstens verbundenheit, wenn man mit leuten nicht über einen newsfeed kontakt hat. (diesen gedanken hatte ich vorhin auf dem klo). lustigerweise haben mich zwei leute auf meinen blog angesprochen und gemeint, dass es schade ist, dass da nix mehr kommt (namentlich L. und M.) und das finde ich irgendwie doch sehr schön. wenn ich ehrlich bin, fällt mir auch einfach nichts spannendes ein, was seit märz passiert ist. echt so. ich hab mich weder verliebt (ein wunder, ich hab mich seit monaten nicht mehr verknallt, das hatte ich, seit ich 14 bin nicht mehr) noch irgend etwas getan, was strafwürdig ist (meine schwester hat mich letztens mal darauf angesprochen, ob ich nicht mal vor zwei jahren etwas von der ega geklaut hatte, ich war zwar dabei, aber durch einen lustigen zufall haben meine freunde alle eine anzeige bekommen und ich nicht, weil ich mein fahrrad abschließen und holen musste). nein. ich fühle mich unglaublich einsam und erwachsen. sehr eigenartig, obwohl ich gleichzeitig das gefühl hab, dass alle anderen so viel erwachsener sind als ich. weil ich mach eig ständig jokes und freu mich über kleine kinder und so. aber eig mach ich auch nur dinge, die alte leute tun. das semester war eig ganz easy peasy. wenn alles glatt läuft, dann bin ich nach zwei semestern bei entspannten 72 cp. das beste war wohl noch das kierkegaard-seminar. und okay. ich muss zugeben. H. (eig J., aber das ist die Freundin von L., sind jetzt nach Leipzig gezogen und sie studiert jetzt Afrikanistik weird), hatte mich vor 4 wochen hier in magdeburg besucht. wir haben uns den gerichtsprozess vom halle-attentäter angeschaut und uns mit paar leuten ausgetauscht. ein hübsches mädchen war mit im gerichtssaal, die mich an Marie erinnerte (ich nenne mal den namen, weil sonst bin ich hier zu verwirrt, und Marie hat auch kein instagram und kennt den blog bestimmt sowieso nicht). H. und ich haben und dann über Marie unterhalten, weil sie auf der gleichen schule waren. aber H. meinte, dass sie sich nicht gut mit ihr verstände, weil sie mit Maries ex-freund zusammen gekommen war (oha, den grund hab ich zwar nicht verstanden aber, wer weiß schon shit). ich hab Marie dann am nächsten tag angerufen und wir haben 1,5h telefoniert. eine woche später nochmal 2,5h als sie im zug war von tübingen nach erfurt. sie fängt jetzt nämlich an philosophie und kunstgeschichte zu studieren (und wir haben uns lange darüber unterhalten und ich finde es schade, dass sie hegel so hochschätzt, aber vielleicht bin ich auch einfach ein banause, der keine ahnung vom deutschen idealismus hat). ich bin selbst ja geistmonist, wenn ich mal bisschen jokes raushaue (aber geist > materie halte ich für höchst realistisch). aber hegels dialektik halte ich (derzeit) für irrsinn, da sie immer um etwas positives drittes kämpft. und dass die negation der negation einem mehrwert entspricht, ist mir auch bisschen suspekt. wie dem auch sei, ich sehe sie hoffentlich diese woche (bis dahin sollte ich aber meine erkältung auskurieren, sonst wird das nix). und ich hab mich ihrer bücher-leidenschaft mal bisschen angenommen und letzte woche während der deutschen ländermeisterschaft im schach einfach einen nachmittag praktisch nur im buchladen verbracht. und weil kurz vorher mein stipendien-geld reinkam (achja, ich hab eine zusage von der friedrich-ebert-stiftung bekommen), hab ich dann kurzerhand knapp 70€ für bücher ausgegeben. das ist die liste: - albert camus: der fremde (camus ist wohl Maries lieblingsphilosoph/schriftsteller, ich wollte ihn schon länger mal lesen) - freud: abriss der psychoanalyse (irgendwie hat man das gefühl viel über ihn zu wissen, ohne je primärliteratur gelesen zu haben) - max frisch: fragebogen - jürgen habermas: der philosophische diskurs der moderne (ich glaube für 22€ zu teuer, aber da beginnt habermas bei hegel, vllt versteh ich da die zusammenhänge besser) - byung-chul han: philosphie des zen-buddhismus - byung-chul han: palliativgesellschaft (frau K., die auch das kierkegaard seminar macht, hat mich auf ihn gebracht, sehr interessant und lehrreich der typ, und erinnert mich durch seine asiatischen bezüge auch an meine vergangenheit und historie) - thoreau: ziviler ungehorsam - nietzsche: die fröhliche wissenschaft zeig mir deine bücher und ich sag dir, wer du bist. gibt's den spruch? idk. ich merke aber vielleicht noch ein durchziehendes thema an. wenn ich meine, ich fühle mich einsam, dann ist das nicht erst so, dass es sehr neu ist, sondern eigentlich schon das leben lang. ich meine. alles, was wir lernen, lernen wir über unsere kindheit. und wenn man bedenkt, wie viele abstrakte begriffe es gibt, von denen man ausgehen kann, dass familien ihre geschichte je einzigartig weitergeben, weiß man doch eigentlich nie, was der andere genau meint oder konnotiert. je mehr die kindheit verschieden ist, desto größer ist die wahrscheinlichkeit, dass man nicht checkt, was der andere sagt und denkt. und ohne arrogant zu klingen, würde ich behaupten, dass ich eine - wenn man es mal am 0815-otto bemisst - sehr außergewöhnliche und interkulturelle kindheit, deren umfang ich selbst kaum nachvollziehen kann. ohne flax, es gibt gewisse gründe, warum ausländer gerne miteinander chillen, und das liegt nicht daran, dass wir nicht deutsch sind, sondern weil wir als nicht-deutsche in deutschland aufgewachsen (!) sind (kleiner aber feiner unterschied). aber um es noch bisschen zu zerstreuen, ich bin zudem relativ intelligent (und ich hasse es, das zu sagen, und wäre doch viel lieber nicht eine solche ausnahme) und bin in der freizeit und politik voll hyperaktiv (gewesen, wenn es überhaupt noch zutrifft). ich glaube, der gedanke verstetigt sich auch einfach nur. also die einsamkeit. beim bisschen reinlesen in nietzsche kam auf s. 34 (fröhliche wissenschaft) die "ungerechtigkeit der edlen": zu allermeist glaubt sie [die höhere natur] an ihre leidenschaft als an die verborgene gehaltene leidenschaft aller und ist gerade in diesem glauben voller glut und beredsamkeit. wenn nun solche ausnahme-menschen sich selbst nicht als ausnahmen fühlen, wie sollten sie jemald die gemeinen naturen verstehen und die regel billig abschätzen können! ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll. Marie meinte zu mir, sie findet es bewunderswert, dass ich eigentlich doch recht bodenständig bin (ich meine, zumeist glaube ich eigentlich nicht, dass ich in meiner einsamkeit eine besonderheit, eine ausnahme bin). eigentlich glaube ich ja, dass alle menschen doch irgendwie einsam sind, weil das nicht verstanden-werden doch zur menschlichen natur gehöre. wir können so viel reden, wie wir wollen, aber keiner versteht irgendwen, so sagte es bereits goethe, und diejenigen, die seine werke schätzen und lobpreisen in der anmerkung, einen besonderen bezug zu ihm zu haben, haben ihn keineswegs verstanden, denn er wusste auf seinem sterbebett bereits, dass diejenigen, die glaubten ihn zu verstehen nur hochstapler sind. nein, aber das, was mich immer wieder zum verzweifeln bringt, ist, wenn menschen mir auf meine bemerkung: "wir sind alle allein, es wäre schön, wenn uns das schon jemand vorhergesagt hätte, dann könnten wir uns darauf einstellen" (das ist so eine art übersetzung von alain de botton) mit einer reaktion begegnen, die sagt: "ja, ich glaube, in gewissen dingen verstehen wir uns schon." und dann bin ich mir sicher, dass sie meine aussage so gar nicht verstanden haben. menschen, die begreifen, was ich meine, die würden auch das denken, was ich denke, wenn ich diese worte höre. und darauf würde ich doch nicht antworten, dass wir doch nicht alleine sind, wie abstrus wäre das denn. ich beende meine gedanken hier, es ist kurz nach um 2 uhr (morgens) und ich sollte meine krankheit auskurieren.