die meisten Menschen haben wohl für Lyrik nicht viel übrig
denn meistens sind Gedichte viel zu kitschig oder zynisch
und denkt man mal an früher, gib ich ehrlich und offen zu,
war das Thema in der Schule sehr beschwerlich und nicht sehr cool
war so leider, aber jetzt, bin ich älter und reifer
und vor kurzem dacht ich, dass jetzt dafür die Zeit kam
und so ging ich nach dem Mittagessen fix in einen Bücherladen
um dann festzustellen, dass sie da kein Buch zu Lyrik haben
das war natürlich schade und die Frau am Schalter sagte,
für Lyrik und Gedichte gibt es hier keine Bedarfe
ich hab dann eins bestellt, aber fragte mich dann selbst,
wieso niemand mehr sowas liest? so generell
und hört man sich so um, dann weiß man, was die Leute beschäftigt,
und meistens ist das Tratsch, Politik und Netflix,
und so schlecht ist das nicht, aber liebe Leute,
ich möchte euch heute von Lyrik überzeugen
es ist ja so, wir kommunizieren über Sprache und Worte,
und das eignet sich gut für Referenzen, also Dinge, Lebewesen und Orte,
selbst für Babys ist es leicht, ein Wort schnell zu verstehen,
man zeigt mit einem Finger drauf und die Babys müssen nur hinsehen
doch es gibt ja auch Begriffe, die sind häufig sehr abstrakt,
z. B. Liebe, Schmerz, und um mal ein Jugendwort zu nennen, Schabernack
und häufig weiß man in etwa, was der andre damit meint,
doch in Wahrheit redet man häufig aneinander vorbei
und besonders, wenn es dann um ein Gefühl oder eine Stimmung geht,
hat man mit der begrenzten Sprache auf einmal ein Problem,
denn jeder Mensch ist für sich ziemlich eigen,
und wie kann man dann mit einem Wort wie "gut" zeigen,
wie es einem wirklich geht,
weil damit kann man halt wirklich alles Mögliche meinen
aber ist auch okay, nicht jeder muss mich wirklich verstehen,
nicht jeder hat das Bedürfnis sich mitzuteilen,
doch manchmal fühlt man sich im Leben mit seinen Gedanken sehr alleine,
es gibt unendlich viele einzigartige Situationen,
und sich für alles ein Wort auszudenken, wär ne Aufgabe für Idioten
doch wenn wir mit der Sprache die anderen nicht erreichen,
brauchen wir einen anderen Zugang, sei es über's musizieren, dichten oder zeichnen,
und daher wiederholen sich Themen meistens,
weil viele überschwänglich lieben, oder bitterböse leiden
daher gab es in der Schule Analysen,
wie tickt die Person, was hat sie für Gefühle,
und darum musste man so viel diskutieren,
wie Autor*innen ihr innerstes poetisieren
darum untersucht man die Metrik und die Metaphern,
sind die Worte geschmeidig wie Seife oder hart wie ein Hammer?
schreibt man hektisch und verworren ohne Punkt und Komma ellenlange Sätze in den Vers,
oder sagt man wenig, aua, reicht auch für Schmerz
und auch die Betonung ändert das Gefühl, das man überträgt
spreche ich ruhig, oder so als ob mein Herz sich überschlägt,
deshalb ist es wichtig, nicht nur still zu rezipieren,
sondern das Gedicht auch mal laut zu rezitieren
und so lernt man, sich in andere hineinzuversetzen,
empathisch zu denken, die andern zu schätzen,
man lernt die Sprache mit Bildern zu schmücken,
und sein eigenes Gemüt angemessen auszudrücken.
doch leider funktioniert das nicht immer,
die Auswahl in der Schule eignet sich oft nicht gut für Kinder,
erst heute schätze ich, die Ästhethik und das Schöne
und lese heute ab und an auch Goethe
doch damals interessierte mich das nicht, ich mein das auch nicht böse
ich wollte Freunde, Partys und dachte gerne an die Möse,
und da war es klar, dass ich mich nicht in Goethe hineinversetzen kann,
denn ich war jung und dumm und kein alter, weißer Mann,
Goethe hat ja auch ganz anderes erlebt, eine ganz andere Geschichte,
und ich mit meinen damaligen Problemen, check da nicht seine Gedichte
deshalb lest Lyrik von Menschen, mit denen ihr was verbindet,
weil bei den Falschen denkt man eben, dass man seine Zeit hinschindet
und ich muss auch kurz gestehen, dass hier noch paar Sachen fehlen,
denn Lyrik kann man nutzen, zum Erheitern und Aufklären,
es gibt Texte über Kriege, über Bäume, über Liebe,
über alles mögliche und davon viel zu vieles
aber ich gebe zu, Lyrik lesen muss nicht immer sein,
ich las bis jetzt noch nicht so viel, denn sich wirklich hineinzuversetzen, braucht ein wenig Zeit
Hauptsache genießt es, denkt nach und lest gern heiteres,
denn von den Gedichten die ich bis jetzt las, waren die Hälfte meine eigenen.