Retrospektiv hat sich für mich herausgestellt, dass ich das Leben recht gut dadurch führe, dass ich nichts so wirklich gemeistert habe. Ich erinnere mich an ein Zitat von meiner Geographie-Lehrerin, die immer sagte: „Ziel ist zwei!“. Und tatsächlich hatten die meisten eine „gute“ Note. Und ich glaube, ich verstehe jetzt den Sinn dahinter. Man kann sich natürlich in ein Thema ganz hineinsteigern und es in aller Gänze durchdringen. Aber dann ist der eigene Theoriehorizont auch sehr beschränkt. Wenn man die Zeit hat, schafft man vielleicht auch noch in ein oder zwei weitere Felder einzusteigen, aber das man wirklich ein breites Verständnis von der pluralistisches Gesellschaft hat, gelingt nur, wenn Theorie und die damit verbundene praktische Lebensführung ein Mindestniveau erreichen, um dieses irgendwie wertschätzen zu können. Anders ausgedrückt: Wenn ich eine „2“ habe, weiß ich auch, was zu einer „1“ fehlt. Überall auf dem Zeugnis eine „2“ zu haben, ist vielleicht besser, um perspektivisch mit allem was anfangen zu können, als drei „1en“ und der Rest „3 und schlechter“.
Aber das Zeugnis deckt nur bestimmte Fächer ab. Wenn man dieses um weitere Fächer wie Ernährungswissen und -praxis, Popkulturkunde und Selfcare-Yoga erweitern würde, bin ich in all den hunderten, wenn nicht gar tausenden von Fächern, im Schnitt auf einer „2“. Und das heißt für mich, dass ich in vielen Dingen, die ich tue, sei es skaten, Schach spielen, musizieren oder schreiben, sehr gut verstehen kann, warum die Celebrities, nun mal Celebrities aufgrund ihrer Fähigkeiten sind. Aber deshalb würde ich noch lange nicht mit ihnen tauschen wollen.
Sie alle haben ihre eigenen Dogmen, weil ihnen ihr Dogma zur „1“ verholfen hat. Nämlich das sich unendliche hineinsteigern und eine Sache zur Lebensaufgabe zu machen.
Ich glaube, solange man jung ist, sollte man sich drum kümmern überall eine „2“ zu bekommen. In vielen Dingen wird man umso schneller eine „1“, je mehr Wissen und Praxis man transferieren kann. Genug der Metaphorik. Die Ideologie der Durchschnittlichkeit gibt nur Glaubenssätze, um sich sein eigenes Leben schön zu reden. Doch das muss sie, damit sie um sich lachen kann. Und ein Lachen ist doch häufig viel mehr wert als ein Pokal, der nur zur Eitelkeit erzieht.
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