Poetry zum Read & Draw (16.01.25)

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Ich habe für eine Veranstaltung Read & Draw einen Text verfasst. Die Veranstaltung wurde von dem Fachschaftsrat Literaturwissenschaften und dem Fachschaftsrat Kunst organisiert. Es war sehr schön, ca. 25 Menschen saßen verteilt im Raum und haben für gut zwei Stunden gezeichnet, geschrieben, gelesen und vorgetragen. Der Abend fand in dem Lehrgebäude für Kunst (Am Hügel 1) statt. Mein Text entstand dabei innerhalb der zwei Tage vor der Veranstaltung.


ohne Titel

Früher war mein Traumberuf Philosoph,
doch nach 11 Semestern halte ich die Idee für ziemlich doof,
bla bla bla, viele Namen um Kant, Marx und Fichte,
doch statt so viele Fragen, schreibe ich lieber komische Gedichte

Oder vielleicht malen oder musizieren,
mittlerweile kann man sogar mit Zahlen digitale Kunst kreieren,
und Philosophie beschäftigt sich oft mit Fragen, von denen man glaubt, dass sie ewig sind,
aber ich hab nur kurze Zeit zum Leben, daher glaub ich, dass das für mich eh nichts bringt

Vielleicht konnte ich das aus dem Studium lernen,
man sollte sich nicht so weit vom Leben entfernen,
vielleicht ein wenig, es macht auch ein bisschen Spaß,
das Wichtige ist bloß das richtige Maß,
und Philosophiestudenten haben manchmal zu viele Kilos Gras

Doch so langsam muss ich erwachsen werden,
zumindest was meine Steuern betrifft,
die Deutschen nehmen sich das ja doll zu Herzen,
und mir wurd geraten, das macht man besser nicht bekifft.

vielleicht hab ich das Glück und find einen guten Job in Teilzeit,
Aber abseits von dem, habe ich immer noch viel Freizeit,
und was stell ich dann so an, wenn ich ganz frei entscheiden kann?
Sport vielleicht, Spielen, Reisen, Politik und dann?

Was mache ich, wenn ich ganz alleine bin?
Wenn niemand Zeit hat und die andern nicht daheime sind?
Wenn ich den ganzen Tag schon beschäftigt war und alles nervt?
Dann ist alleine chillen vielleicht auch nicht ganz verkehrt.

Ich komm nach Haus, ess Brot zum Abendessen,
das Handy liegt daneben, zum Zeit tot fressen
ach herrje, ziemlich viele Studien in den letzten Jahren zeigen,
mit zu viel Social Media fühlt man sich ziemlich scheiße.

Stattdessen, doch was nicht immer einfach ist,
ist was Kreatives zu erschaffen,
den Kopf ausräumen und Platz frei machen,
und so sitz ich da, mit Laptop auf dem Bett,
und schau auf ein weißes Word-Dokument

Das Problem ist bloß, manchmal hab ich vor mir Angst,
da schlummern tiefe Zweifel im Kopf und ich versteh mich so nicht ganz,
was tue ich eigentlich? was soll ich schreiben?
vielleicht sollt ich doch beim doomscrollen bleiben.

doch manchmal drängt es, tief in meinem Innern,
und ich konzentriere mich, um mich an Vergangenes zu erinnern,
ich tippe und beginne einiges zu verbalisieren,
aber wozu? es wird eh keinen interessieren

und in dem letzten Jahr fiel mir auf, eigentlich habe ich recht,
ich schreib seit 5 Jahren ein Blog, und er läuft richtig schlecht,
und trotzdem dreht die Welt sich noch immer weiter,
das Schreiben hat mich jedoch immer sehr erheitert.

früher dachte ich, mit Worten kann ich die Welt ganz neu erschaffen,
und wenn die Leute bloß hören würden, dann würden sie das auch raffen,
sie würden aufhören, sich ständig zu bekriegen, sich ständig zu streiten,
und ich wäre der Held, der es schafft, sie zu befreien

doch jeder hat eine eigene Art zu leben,
jede ist bemüht, nach ihrem Sinn zu streben,
und Bedeutung zu schaffen in all diesem Chaos,
und manche reisen vorher nach Mexiko und Laos.

Mit Worten andere zu erreichen, das ist nicht leicht,
und in der schnellen Welt von heute, hat dafür auch niemand Zeit,
swipen, chatten, kaufen, konsumieren,
wer hält da noch inne, um sich auf nen Text zu konzentrieren?

Daher wurde der Beruf des Dichters begraben,
da wir tausende Filme und Serien haben,
der Beruf ist tot, doch die Dichterin nicht,
weshalb man unter Tausenden ab und an auf Dichter noch trifft.

So wie viele von ihnen, schreib ich nur noch für mich selbst,
mit Zeilen und Reimen verdient sich schwerlich Geld,
doch das ist vermutlich auch gar nicht der Punkt,
es ist sein Leben neuzuschreiben in Dichtung und Kunst,

und manchmal, gibt es heute noch offene Orte,
da begegnen sich Dichter und tauschen paar Worte,
und schenken den anderen bisschen Ruhe und Lachen,
Gott schuf das Wunder von sprechenden Affen.

da sitzen sie da, jeder in seiner eigenen Welt
und jeder tut, was ihm gut gefällt
sie kritzeln und lesen, und witzeln und reden,
und einige schreiben, als würden sie beten.

Und auch, wenn die Zunft eine Nische heut ist,
so freut’s mich, wenn man Gedanken neu trifft,
und sanft sich mit paar Versen verprügelt,
Dichtung und Kunst am Ende des Hügels.


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